Im Sommer 2012 reiste ich zum ersten Mal nach Island, mit einer Gruppe von Fotoreisenden. Wahrscheinlich war es einfach Glück, dass ich mir am Ende gerade diese Reise ausgewählt hatte, aber es war perfekt. Wir sind vor allem im Westen umher gereist, in Gegenden, wo es nur wenig Tourismus, ja überhaupt nur wenige Menschen gibt. Stets begleitet wurden wir von Wasserfällen und von der kargen, faszinierenden Landschaft, von Pferden und von Schafen.

Gestartet sind wir in Reykjavík und von dort ging es als erstes nach Grundarfjörður und zu einer Rundreise auf der Halbinsel Snæfelsness. Dort hatten wir auch das Vergnügen, nachts um zwei den Sonnenuntergang und etwa fünf Minuten später den Sonnenaufgang zu fotografieren. Viel Schlaf ergibt das nicht, aber weil es ständig hell ist, braucht man auch weniger davon. Die nächste Station war — nach einem eintägigen Abstechter auf die winzige Insel Flatey — Breiðavík und der Vogelfelsen mit seinen Lachmöwen, Tölpeln und Papageientauchern. Die Vögel waren unseren Kameras so nah, dass wir unsere Teles abmontieren mussten.

Danach ging es so richtig in die Abgeschiedenheit, nach Djúpavík in die alte Fischfabrik. Wir durften dort frei fotografieren, mussten aber versprechen, nichts anzufassen. Alles rostet so vor sich hin, dass vielleicht — in einem Dominoeffekt — die ganze Fabrik zusammenfallen würde, wenn wir auch nur ein Rohr zerbrächen. Mit Respekt und der nötigen Umsicht haben wir uns entsprechend langsam im Gebäude bewegt und gestaunt, was es da alles zu sehen gab.

Über Varmahlíð gelangten wir dann nach Akureyri, wo uns auch die Zivilisation wieder einholte und fast ein bisschen überforderte. In Tagesausflügen besuchten wir den Góðafoss und das Gebiet um Mývatn, wobei es mir insbesondere das Schwefelfeld Námafjall bei Hverir angetan hat. Alle die Farben und Dämpfe, aber auch die Geräusche, wenn es überall pfeifft und gurgelt. Die Dämpfe hatten es auch sonst in sich: Nach einer Stunde wurde einem etwas seltsam in der Magengegend.

Weiter ging es schon wieder gegen Süden, durch das Hochland nach Laugarvatn zum Geysier Strokkur und dem berühmten Gullfoss. Dort windete es so stark, dass wir unsere Stative abbauen und freihändig fotografieren mussten. Auf dem Rückweg nach Reykjavík besuchten wir Freunde unseres Reiseleiters, eine echte isländische Familie, die uns mit einheimischen Köstlichkeiten versorgte und uns noch einmal so richtig das Feeling dieser Insel mit auf den Weg gab.

Mich hat Island auf Anhieb so gepackt, dass ich — kaum wieder zu Hause — gleich die nächste Reise gebucht habe: Island Winter.